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Vor einigen Wochen fragte Herr Dr. Rüdiger Joppien – ehemaliger Kustos am Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe – meinen Lebenspartner, ob er denn all die Messe- und Ausstellungsreisen samt der damit verbundenen Strapazen in einem Tagebuch festhalte, denn – so meinte er wortwörtlich „… das müsste man einmal protokollieren, als Dokument einer Berufssituation.  Als es noch keine stehenden Theater gab, war es auch für Schauspieler, ganze Theatergruppen die Regel, an wechselnden Orten aufzutreten. Das wäre sicher einmal einen Bericht wert…“

Angeregt von dieser Bemerkung wurde mir seit Langem wieder einmal bewusst, was für ein ungewöhnlich anderes Leben man als Kunsthandwerker doch führt. Zumindest im Vergleich zu einem Großteil der arbeitenden Bevölkerung, die einer geregelten Tätigkeit in geregelten Bahnen nachgeht. Schnell vergisst man, dass Kunsthandwerker doch eher zu den Exoten gehören und wenn man den derzeitigen Prognosen diverser sogenannter Szenekenner all zu viel Gehör schenken möchte, dann sind die Exoten auch noch im Begriff, innerhalb der nächsten Jahre auszusterben…

Der Kunsthandwerker und mit ihm das Kunsthandwerk an sich steht also auf der roten Liste der kulturellen Mannigfaltigkeit unserer Gesellschaft. Motivation genug, mit diesem  Blog einen kleinen Einblick in den Arbeits- und Lebenskosmos EINES Kunsthandwerkers zu geben, bevor die fossile Erstarrung dieses Metiers die schaurigen Prognosen jener Kenner auch noch zu bestätigen vermag.  Sämtliche Perspektiven und Meinungen sind für stereotypische Konstruktionsabsichten nicht geeignet: Kunsthandwerker sind eigenwillige Einzelkämpfer. Sie über einen Kamm scheren zu wollen, wäre zu eindimensional.

Brigitte Hinrichs,  2015

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